Mühe, Fleiß und Eigeninitiative: Der Leitfaden zum Überleben in Deutschland
Die Berufsausbildung in Deutschland wird zunehmend zur ersten Wahl vieler junger Vietnamesinnen und Vietnamesen. Gründe dafür sind die komplett gebührenfreie Ausbildung, eine durchschnittliche Vergütung von 900–1.400 EUR pro Monat sowie die klaren Perspektiven auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis nach dem Abschluss. Laut dem Goethe-Institut Hanoi reisen jedes Jahr rund 4.000 vietnamesische Auszubildende nach Deutschland – eine noch vergleichsweise kleine Zahl im Vergleich zu Indien (42.000) oder China (39.000), aber sie wächst stetig. Gleichzeitig fehlen in Deutschland derzeit rund 1,3 Millionen Fachkräfte – eine riesige Chance für qualifizierte Arbeitskräfte aus Vietnam.
Diese Zahlen zeigen, wie attraktiv das duale Ausbildungssystem in Deutschland geworden ist. Viele junge Vietnamesinnen und Vietnamesen haben ihren Traum bereits verwirklicht – sie arbeiten in ihrem erlernten Beruf mit dem Gehalt 2.500–4.000 EUR pro Monat, leben dauerhaft in Deutschland und können sogar ihre Familien nachholen. Doch man darf nicht vergessen: Diese „Früchte des Erfolgs“ sind nur denjenigen vorbehalten, die sich immer Mühe geben, fleißig und eigeninitiativ sind. Was entscheidet also über Erfolg oder Misserfolg? Mühe, Fleiß und Eigeninitiative – drei unverzichtbare Eigenschaften, wenn man den Weg der deutschen Berufsausbildung wirklich meistern möchte.
Häufige Probleme während der Ausbildung in Deutschland
Die größte Hürde bei der Ausbildung in Deutschland ist die fließende Kommunikation
Sprachbarriere: B1-Zertifikat ist nur der Anfang
Viele glauben, dass ein Deutschzertifikat auf B1-Niveau ausreicht, um ein Visum zu erhalten. In der Praxis zeigt sich jedoch in den Betrieben:
● Rund 70 % der beruflichen Kommunikation erfordert Deutschkenntnisse ab B1 aufwärts.
● Viele Auszubildende mit B1-Zertifikat sind zu selbstzufrieden und verbessern ihre Sprachkenntnisse nicht weiter, was zu erheblichen Verständnisproblemen in Schule und Betrieb führt.
● Fehlende Kommunikationsfähigkeiten können bereits im Vorstellungsgespräch mit dem Unternehmen zum Ausschluss führen und verzögern die Integration und mindert die Arbeit und Ausbildung in Deutschland.
Druck durch das duale Ausbildungssystem
Die deutsche Berufsausbildung kombiniert 3–4 Arbeitstage pro Woche im Betrieb mit 1–2 Tagen Theorieunterricht. Viele Auszubildende haben Schwierigkeiten,
● Arbeit und Lernen gleichzeitig zu bewältigen (z. B. in der Pflege: Betreuung von Patienten und gleichzeitiges Schreiben von Berichten).
● Disziplin und Selbstorganisation zu wahren, was zu Fehlzeiten, Verspätungen und Erschöpfung führt.
● Eigeninitiative zu zeigen und Fragen zu stellen, aus Angst, als inkompetent zu gelten.
Unterschiedliche Arbeitskultur
Deutsche Arbeitgeber legen großen Wert auf Disziplin, Verantwortung und Genauigkeit. Einige vietnamesische Auszubildende geraten deshalb in Schwierigkeiten, wenn sie:
● 5 - 10 Minuten zu spät kommen (typisch in Vietnam): in Deutschland gilt das als unprofessionell.
● Auf Anweisungen warten, statt selbst Lösungen vorzuschlagen, was einen schlechten Eindruck hinterlässt,
● Aus Höflichkeit nicht widersprechen, obwohl in Deutschland konstruktive Diskussionen ausdrücklich erwünscht sind.
Folgen mangelnden Fleißes, Mühe und Eigeninitiative
Verlust der Chance auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis nach fünf Jahren
Nach dem deutschen Einwanderungsgesetz 2025 kann eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis nur beantragt werden, wenn man fünf Jahre ununterbrochen arbeitet. Ohne Eigeninitiative droht jedoch:
● Kündigung wegen unzureichender Leistung (z. B. durch schwache Sprachkenntnisse oder mangelnde Arbeitsqualität)
● Zeitverlust durch Berufswechsel (z. B. von Pflege zu Verkauf, weil der Druck zu groß ist)
● Unzureichende Punktzahl für die Einbürgerung (acht Jahre Aufenthalt, aber nur fünf bei abgeschlossener Ausbildung und stabilem Einkommen).
Verlust des Vertrauens seitens der Betriebe
Die deutsche Regierung finanziert den schulischen Teil der Berufsausbildung vollständig, während die deutschen Unternehmen für die betriebliche Ausbildung jedes Auszubildenden in drei Jahren zwischen 50.000 und 70.000 EUR investieren. Dabei achten die Betriebe nicht nur auf Abschlüsse oder Sprachzertifikate, sondern vor allem auf die Haltung, Zuverlässigkeit und das Engagement der Auszubildenden. Laut einem Bericht von Tagesschau kam es in mehreren Fällen vor, dass vietnamesische Auszubildende zwar über ein B1-Zertifikat verfügten, jedoch kaum praxisrelevante Sprachkenntnisse besaßen, häufig unentschuldigt fehlten oder die Ausbildung vorzeitig abbrachen. Diese Vorfälle haben leider das Ansehen vietnamesischer Auszubildender in Deutschland beeinträchtigt.
Deutsche Unternehmen sind bekannt für ihre Disziplin und Zuverlässigkeit. Sie investieren viel Zeit und Geld in die Ausbildung, tolerieren aber keinerlei Verantwortungslosigkeit oder Arbeitsunwilligkeit. Schon wenige Verstöße können das gesamte System beeinträchtigen: Nachfolgende Auszubildende müssen strengere Prüfungen durchlaufen, ihre Fähigkeiten intensiver nachweisen – im schlimmsten Fall gehen langfristige Kooperationen zwischen den vietnamesischen Ausbildungszentren und den deutschen Betrieben verloren.
Deshalb bedeutet, das Vertrauen des Ausbildungsbetriebs zu bewahren, auch die eigene Zukunft – und die der nachfolgenden Generationen – zu schützen. Man sollte verstehen: In Deutschland muss man nicht der Beste sein, aber man muss verlässlich sein. Wer dieses Vertrauen verliert, bekommt oft keinen unbefristeten Arbeitsvertrag – selbst nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung.
Nicht jeder, der nach Deutschland kommt, findet automatisch den Weg zum Erfolg – doch diejenigen, die langfristig bestehen, haben eines gemeinsam: Eigeninitiative, Ausdauer und Lernbereitschaft in jeder Situation. Sie hören nie auf zu lernen, um sich an die präzise, disziplinierte und schnelle deutsche Arbeitskultur anzupassen – eine Kultur, in der Chancen nur denjenigen offenstehen, die aktiv Werte schaffen, anstatt passiv zu warten.
Viele Vietnamesinnen und Vietnamesen begannen als Auszubildende in deutschen Betrieben. Sie mussten Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und Rückschläge im ersten Jahr überwinden. Doch durch Beständigkeit, Lernwillen und Anpassungsfähigkeit haben sie es geschafft, feste Anstellungen zu bekommen, ein stabiles Einkommen zu erzielen und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber zu gewinnen – manche bekleiden heute sogar Führungs- oder Koordinationspositionen im deutschen Arbeitsumfeld.
Erfolg in Deutschland ist kein Zufall oder Wunder, sondern das Ergebnis tausender richtiger Entscheidungen im Alltag: keine Angst vor dem Sprechen, keine Angst vor Fehlern, Verantwortung übernehmen und stets offen für Neues bleiben.
Im Folgenden finden Sie wertvolle „Erfolgsgeheimnisse“ von jenen Pionieren, die ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben und heute erfolgreich in Deutschland arbeiten – Menschen, die bewiesen haben, dass Fleiß und Eigeninitiative das wahre „Ticket“ sind, um in diesem Land langfristig zu bestehen und sich weiterzuentwickeln.
Viele Auszubildende scheitern nicht, weil sie fachlich schwach sind, sondern weil sie sich nicht verständigen können, Anweisungen im Betrieb nicht verstehen oder zu wenig Selbstvertrauen haben, um sich in das deutsche Arbeitsumfeld einzufügen.
Diejenigen, die wirklich erfolgreich sind, haben eines gemeinsam: Sie betrachten Deutsch als ihre wichtigste Grundlage – sie üben täglich Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben und scheuen sich nicht davor, Fehler zu machen. Denn in Deutschland gilt: Nur wer sprechen, verstehen und reagieren kann, lebt und arbeitet wirklich als Teil des Systems.
● Erstellen Sie einen Lernplan: 2 Stunden Grammatik, 1 Stunde Aussprachetraining, 30 Minuten deutschsprachige Filme ohne Untertitel pro Tag.
● Überprüfen Sie Ihren Fortschritt wöchentlich: Wenn Sie nach zwei Monaten noch nicht 70 % der Übungslektionen verstehen, suchen Sie aktiv nach einem Tutor oder ändern Sie Ihre Lernmethode.
● Keine Ausreden: „Keine Zeit“ oder „Zu schwierig“ sind nur mentale Barrieren. Erfolgreiche Menschen schaffen sich selbst Gelegenheiten – zum Beispiel Vokabelwiederholung an der Bushaltestelle.
Nach dem Visum sollten Sie konsequent weiterlernen und innerhalb von 8 bis 12 Monaten das B2-Niveau anstreben.
In Vietnam kann man viel über die deutsche Kultur lernen – von Lehrern, Beratern oder ehemaligen Auszubildenden. Doch in der Realität ist es unmöglich, sich sofort nach der Ankunft vollständig anzupassen. In Deutschland wird niemand dich dauerhaft an die Hand nehmen. Arbeitgeber schätzen Mitarbeitende, die Eigeninitiative zeigen, selbstständig lernen und sich aktiv an das Arbeitsumfeld anpassen. Es spielt keine Rolle, woher du kommst – entscheidend ist, ob du pünktlich, zuverlässig und verantwortungsbewusst arbeitest.
Viele vietnamesische Auszubildende erleben zunächst einen „Kulturschock“: Sie warten darauf, dass andere sie erinnern, trauen sich nicht zu fragen oder ihre Meinung zu äußern. Doch Deutsche respektieren jene, die zur richtigen Zeit Fragen stellen und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.
Aus Höflichkeit nicht widersprechen, obwohl in Deutschland konstruktive Diskussionen ausdrücklich erwünscht sind.
Wer das Vertrauen verliert, verliert auch die Chance auf eine langfristige Zusammenarbeit.
Erfolgsgeheimnisse der Pioniere
Erfahrungen von vietnamesischen Absolventinnen und Absolventen, die derzeit in Deutschland arbeiten
Gutes Deutschlernen spielt eine wichtige Rolle
Nutzen Sie jede Chance im Betrieb – arbeiten Sie nicht nur „nach Plan“
Während der Ausbildung arbeiten Sie 35–40 Stunden pro Woche und besuchen an 1–2 Tagen die Berufsschule. In der Pflege gibt es z. B. Nachtschichten, in der Gastronomie bis 22 Uhr arbeiten. Erfolg bedeutet hier nicht nur, die Pflichtstunden zu erfüllen, sondern aktiv zu lernen, Fehler zu notieren und von Kollegen zu profitieren.
Fleiß in den kleinen Dingen:
● Notieren Sie jeden Arbeitsschritt, auch einfache (z. B. Getränkezubereitung in der Gastronomie).
● Seien Sie 15 Minuten vor jeder Schicht bereit – das ist in Deutschland Standard.
● Kontrollieren Sie selbst Ihre Arbeit sorgfältig, bevor Sie sie als „fertig“ melden – deutsche Arbeitgeber schätzen Genauigkeit.
Zeigen Sie Eigeninitiative:
● Beispiel in Mechanik: Sie bemerken, dass eine Maschine langsamer läuft oder defekt ist – versuchen Sie, Parameter anzupassen und informieren Sie den Vorgesetzten.
● Beispiel in Verkauf: Sie schlagen eine neue Regalordnung vor, die den Umsatz um 15 % steigert. Dadurch haben Sie mehr Möglichkeit beim Berufsaufstieg.
Es reicht nicht, alles richtig zu machen. Sie müssen es besser machen, als erwartet wird
Sich in die deutsche Arbeitskultur integrieren – warte nicht darauf, dass dich jemand anleitet
Die richtige Einstellung zur „Arbeitsethik“:
● Pünktlichkeit ist heilig: Selbst eine Minute Verspätung erfordert eine klare Begründung.
● Richtig Nein sagen: Statt zu schweigen, wenn man überlastet ist, besser vorschlagen: „Ich kann Aufgabe X bis 15 Uhr fertigstellen, aber muss Y zuerst erledigen, da die Frist dringender ist.“
● Selbstverantwortung übernehmen: Keine Schuldzuweisungen an Kollegen, wenn ein Fehler passiert.
Professionelle Beziehungen aufbauen:
● Sende nach jeder Schulung oder Einweisung eine kurze, sachliche Dankesmail.
● Lerne, Feedback anzunehmen: Nicht rechtfertigen, sondern fragen: „Was kann ich verbessern, damit es beim nächsten Mal besser läuft?“
Integration bedeutet nicht, andere zu kopieren, sondern aufmerksam zu beobachten, zu lernen und sich aktiv anzupassen. Wenn du langfristig Anerkennung und Stabilität in einem deutschen Unternehmen willst, warte nicht darauf, dass dich jemand führt – lerne selbst, dich zu integrieren.
Der Weg zum Erfolg öffnet sich nur für die, die sich immer Mühe geben
Eine Ausbildung in Deutschland ist eine gute Chance: Du erhältst ein monatliches Gehalt von 2.200 bis 3.500 EUR und eine Zukunft in Europa aufbauen. Aber täusche dich nicht – die deutsche Regierung schenkt dir keine Zukunft, sie öffnet dir nur die Tür. Du musst selbst hindurchgehen – mit Mühe, Fleiß und Eigeninitiative.
Merke dir:
● Bemühe dich, Hindernisse in Motivation zu verwandeln (z. B. trotz Müdigkeit täglich eine Stunde Deutsch lernen).
● Sei gewissenhaft in jedem Detail (z. B. überprüfe Werkzeuge dreimal vor der Nutzung).
● Schaffe Chancen für dich selbst (z. B. bitte um ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, um Verbesserungsideen vorzuschlagen).
Wie eine ehemalige Auszubildende sagte: „Ich war nicht die Klügste in der Klasse, aber die Aktivste. Ich war immer die Erste, die Nachtschichten übernahm, die Erste, die nachfragte – und heute bin ich die Einzige aus meinem Kurs, die eine Leitungsposition hat.“
Beginne heute – nicht „morgen“!